Otmar Debald
Otmar Debald
Otmar Debald hat von 1974 bis 1979 VWL in Freiburg studiert. Sein Studium hat er mit Schwerpunkten in Mikroökonomie und BWL so ausgelegt, dass er eine berufliche Laufbahn in einem Industrieunternehmen oder einer Bank angehen konnte. Direkt nach dem Examen hat er beim amerikanischen Konsumgüterkonzern Procter & Gamble in der Finanzabteilung angefangen. Diesem Unternehmen ist er über 33 Jahre treu geblieben, hat für P&G in mehreren Ländern gearbeitet und war zuletzt in einer Doppelfunktion als Geschäftsführer Chief Financial Officer und Director Logistics & Supply Chain für die Region DACH. Seit 10 Jahren wirkt er in mehreren Aufsichtsratsmandaten, auch in börsennotierten Unternehmen, ist Mehrfachgründer, Business Angel und Unternehmensberater. Otmar Debald ist verheiratet, Vater zweier Kinder und mehrfacher Großvater.

Was waren Ihre konkreten Beweggründe für Ihre berufliche Laufbahn?

Nach dem Diplom bekam ich ein Angebot an einem VWL-Lehrstuhl zu promovieren. Ich wollte aber unbedingt praktisch arbeiten und Verantwortung tragen, daher zog ich weder die Promotion noch Aufgaben in Verbänden oder Behörden in Betracht. So bewarb ich mich nur noch bei Banken und Industrieunternehmen. Für P&G habe ich mich dann sehr schnell entschieden, weil wirklich global agierende Unternehmen damals in Deutschland noch sehr selten unterwegs waren. Ich hatte P&G als erfolgreiches Ausbildungsunternehmen wahrgenommen und hatte den Eindruck, dass meine eigene Leistung im Beruf der wesentliche Faktor für meine Entwicklung sein würde. 

Warum haben Sie sich für ein Volkswirtschaftsstudium entschieden, kam jemals auch etwas anderes für Sie in Frage?

Ich hatte mich ziemlich schnell auf VWL in Freiburg festgelegt. Zwar war die räumliche Nähe zu meiner Heimatstadt Emmendingen auch ein Faktor, aber der Ruf der Freiburger VWL-Fakultät war bereits anfangs der 70er Jahre so gut, dass es mir leichtfiel, mich schnell für Freiburg zu entscheiden. Zudem hatte ich mein Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium gemacht, war also schon früh auf Wirtschaftsthemen festgelegt. Die Frage war dann nur noch, ob ich BWL oder VWL studieren würde. Diese Entscheidung habe ich mir zunächst für den Abschluss des Vordiploms aufgehoben, da ich danach immer noch nach Mannheim zu BWL hätte wechseln können. Nach dem Vordiplom war aber sehr klar, dass ich mein Examen an der VWL-Fakultät in Freiburg machen wollte. Ich war der Meinung, dass die Kombination eines VWL-Studiums mit einem Schwerpunkt in BWL mir sehr viele Möglichkeiten eröffnen würde.

Inwieweit hat das Studium an der Universität Freiburg Sie beruflich und persönlich geprägt?

Die Kombination VWL mit Schwerpunkt im Fach BWL, in dem ich auch die Diplomarbeit geschrieben habe, hat mir geholfen, das „große Ganze“ zu betrachten, die wesentlichen Stellgrößen von Systemen zu suchen und Zusammenhänge analytisch zu verstehen, was in Großunternehmen sehr hilfreich ist. Die liberale Schule Freiburgs und die Wettbewerbspolitik haben nicht nur mein Denken und Handeln geprägt, sondern auch mein persönliches Freiheitsbild manifestiert.

Neben Ihren beruflichen Tätigkeiten sind Sie darüber hinaus in vielen Organisationen ehrenamtlich aktiv. Unter anderem sind Sie Vorsitzender von „Kinder-und Jugendhilfe in Litauen e.V.“, Deputy Chairman und Treasurer des Vereins „Projekt Schmetterling e.V.“ und Mitglied des Fördervereins der P&G Alumni Organisation. Welche Erfahrungen zu Ihren Ehrenämtern würden Sie gerne mit uns teilen?

Die Verantwortung, sich auch in der Gesellschaft einzubringen, wird entgegen landläufigen Klischees insbesondere in den USA vorgelebt, wo ich einige Zeit gelebt habe. Dort fand ich meine Inspirationen dazu. Jede und jeder sollte sich fragen, wie er/sie einen Beitrag zu einer besseren Zukunft leisten kann. Auch hierzulande sind viele Menschen ehrenamtlich tätig, aber es sollten noch sehr viel mehr sein, insbesondere erfahrene Führungskräfte. Ehrenamtliche Arbeit erfordert nicht nur ein warmes Herz, sondern auch einen kühlen Kopf. Eine ehrenamtliche Organisation zu führen, mit Menschen, die dafür nicht bezahlt werden, erfordert andere Motivationsansätze als ein Wirtschaftsunternehmen zu führen. Oft hat man es auch mit sehr komplexen und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zu tun, die den oben schon angesprochenen Blick auf das „Große Ganze“ erfordern, genauso wie die Fähigkeit, Strategien zu entwickeln und robuste Pläne umzusetzen, um nachhaltig wirkende Veränderungen zu erzielen. Bei der „Kinder- und Jugendhilfe in Litauen“ widmen wir uns seit 20 Jahren der Frage, wie man Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene, die ohne Eltern aufwachsen mussten, erfolgreich in ein selbständiges Leben begleiten kann und ihnen helfen kann, ihr berufliches Potential zu entdecken und darauf hinzuarbeiten, es auszuschöpfen. Da reicht es nicht aus, ausschließlich mit Geld zu fördern, sondern die jungen Menschen auch zu fördern, so wie es ein funktionierendes Elternhaus tun würde. Im Verein „Projekt Schmetterling“ fördern wir die Psychoonkologie, die psychische Betreuung von Krebspatienten und deren Angehörigen. Das war am Anfang sehr frustrierend, weil es in unserem Gesundheitssystem gar nicht vorgesehen war, dass schwerstkranke Menschen oder ihre Familien auch psychologisch betreut werden. Mittlerweile haben wir es geschafft, dass die Psychoonkologie zur Regelversorgung der Krankenkassen gehört.

Was würden Sie den Freiburger Studierenden mit auf dem Weg geben, die noch unentschlossen sind, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten?

Sich auszuprobieren und zu networken, das lege ich jedem nahe. Macht so viele Praktika wie möglich. Das war zu meiner Studienzeit eher noch schwierig. Auch networken über den Kommilitonenkreis hinaus war unbekannt. Das ist heute zum Glück sehr viel leichter, aber auch sehr viel wichtiger. Sucht Euch erfahrene Mentoren. Aus eigener dutzendfacher Erfahrung als Mentor weiß ich, dass viele erfahrene Führungskräfte sich sehr gerne als MentorIn einbringen, nicht zuletzt, weil man auch als MentorIn von den Mentees lernen kann. Ich nenne das „Reverse Mentoring“. Ich glaube ohnehin an die Kraft der Vielfalt. Dazu gehört auch, dass die Generationen voneinander lernen sollten, anstatt die Stirn zu runzeln, wenn eine andere Generation anders denkt oder anders handelt.