Was waren Ihre konkreten Beweggründe für Ihre berufliche Laufbahn?
Nachdem ich mein Duales BWL-Bachelorstudium in Kooperation mit der Volksbank Breisgau Nord eG an der DHBW Villingen-Schwenningen abgeschlossen hatte, habe ich noch knapp zwei Jahre bei der Bank gearbeitet. Zuletzt als Berater im Firmenkundensegment. Bei Gesprächen mit Steuerberatern und Steuerberaterinnen während Kundenterminen in der Bank habe ich gemerkt, dass ich mein Steuerwissen erweitern will. Ich bin dann in die Steuerkanzlei meines Vaters gewechselt und habe parallel das Masterstudium der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre bei Professor Kessler an der Uni Freiburg absolviert. Nachdem ich das Masterstudium ein Semester vor der Regelstudienzeit erfolgreich beendet hatte, habe ich mir überlegt, ob ich wirklich die Steuerkanzlei meines Vaters übernehmen will. Nachdem mich einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bereits als Kleinkind kannten, hielt ich das aus diversen Gründen für keine gute Idee. Ich bin dann zu der Haufe Gruppe gewechselt und war dort für Teilbereiche der führenden Fachdatenbank für Steuerberater und Steuerberaterinnen verantwortlich. Parallel meinte ein Studienfreund zu mir, dass die Social-Media-Plattform TikTok enorme Wachstumsraten verzeichne und ich doch gut Steuersachverhalte erklären könne. Nachdem er mich einige Zeit überredet hat, habe ich im April 2020 mein erstes TikTok-Video über einen lohnsteuerlichen Sachverhalt hochgeladen. Das Video kam gut an und so habe ich seitdem jeden Tag ein Video, meist etwa 60 Sekunden, über einen kleinen Steuersachverhalt veröffentlicht. Zum Juli 2021 habe ich dann entschieden, dass ich weitere Projekte starten möchte und habe mich in die Selbständigkeit gewagt, da neben Social-Media auch noch weitere Möglichkeiten, Vorträge, Bücher etc. aufgekommen sind.
Sie erwähnten, das Masterstudium der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre an der Uni Freiburg studiert zu haben. Kam jemals auch etwas anderes für Sie in Frage und inwieweit hat Sie das Studium an der Universität Freiburg beruflich und persönlich geprägt?
Ich habe bereits während dem Abitur daran gedacht, an der Uni in Freiburg zu studieren. Einige meiner Klassenkameraden haben auch Volkswirtschaftslehre studiert, was für mich grundsätzlich auch denkbar gewesen wäre. Ich fand damals jedoch die starke Verbindung von Theorie und Praxis im Dualen Studiums sehr charmant. Es war für mich früh klar, dass ich Richtung Finanzwesen gehen möchte, da mich dieser Bereich bereits als Kind fasziniert hat.
Es war dann nach dem Bachelorstudium ein Segen, dass Professor Kessler seinen Taxmaster an der Uni Freiburg anbietet. Oft bin ich an den Gebäuden der Universität vorbeigelaufen und habe mich gefragt, wie es wohl wäre, hier in Freiburg zu studieren. Ohne die Inhalte dieses Masterstudiums wäre ich sicher nicht derjenige, der ich heute bin. Einerseits fachlich, andererseits musste man sich auch anders organisieren als im Bachelorstudium. Ich denke, einerseits der fachliche Input und andererseits aber auch die Menschen, die man kennen und schätzen gelernt hat, haben mich sowohl beruflich als auch persönlich weitergebracht.
Sie haben in kürzester Zeit mit Ihrem Pseudonym „Steuerfabi“ hunderttausende Zuschauende erreicht und Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Was war Ihrer Meinung nach das Geheimrezept?
Ich glaube, das Wichtigste bei der inhaltlichen Erstellung der einzelnen Videos, die zum Teil pro Video über drei Millionen Videoaufrufe auf den sozialen Netzwerken verzeichnen, ist die Fähigkeit, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen. Sich überlegen, wie man kommuniziert. Man darf nicht von sich selbst als Grundlage ausgehen. Ich kann nicht von jedem erwarten, der ein Video anschaut, dass er auch eine universitäre Vorbildung auf diesem Gebiet hat. Sicherlich schauen die Videos auch Akademiker – auch aus dem steuerlichen Bereich – dennoch Schüler und Schülerinnen, Auszubildende oder Studierende anderer Fachrichtungen. Ich glaube, die Kunst und das Geheimrezept –wenn man es so nennen will – ist es, die komplexen Steuersachverhalte inhaltlich richtig, aber dennoch mit wenig Komplexität zu erläutern.
Ihr Kanal ist wohl der größte zum Thema Steuern in Deutschland und gar in Europa. Unter anderem hat auch Finanzminister Christian Lindner auf einer Ihrer Plattformen steuerliche Ratschläge von Ihnen eingeholt. Was sind Ihre nächsten Ziele?
Am 22. November veröffentliche ich mein erstes Buch mit dem Titel „Sei doch nicht besteuert“, bei dem es auf rund 200 Seiten um steuerliche Grundlagen geht. Leider ist die steuerliche Bildung in Deutschland, auch wegen der überwiegenden Abwesenheit des Themas in den Schulen, nicht sehr ausgeprägt. Hier versuche ich in einfachen Worten dagegenzuwirken. Außerdem bringe ich meine eigene Espressoröstung auf den Markt, meine zweite Leidenschaft ist nämlich Kaffee. In fernerer Zukunft möchte ich dann mit einfach verständlichen digitalen Informationsprodukten die Finanzbildung Deutschlands verbessern.
Was würden Sie den Freiburger Studierenden mit auf dem Weg geben, die noch unentschlossen sind, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten?
Macht das, was euch Freude bereitet. Nur mit einer Passion für etwas kann man wirklich erfolgreich sein. Das klingt zunächst wie ein abgedroschener Spruch, es liegt aber viel Wahrheit darin. Ich kenne Menschen, die sehr erfolgreich sind mit Sachen, bei denen man nicht gedacht hätte, dass es dafür einen Markt gibt.
Und: Es wird immer Rückschläge geben; macht weiter. Man sieht immer nur den aktuellen Erfolg der Menschen; man sieht jedoch oft nicht durch welche Täler sie wandern mussten, um dort zu sein, wo sie jetzt sind.